The Design Research Lab is a network of people, organisations, and non-human agents engaged at the intersection of technologies, materials, and social practices. Our aim is to design socially and ecologically sustainable tools, spaces, and knowledge that support people’s participation in a digital society – based on common principles of inclusiveness and respect for the planet. This puts the basic democratic right to take part in the digital sphere into practice. We start our research from individual lifeworlds and the needs of minoritized groups, beyond consumer majorities.
We are an interdisciplinary team of designers, researchers, tech-enthusiasts and critical thinkers from Berlin University of the Arts, German Research Center for Artificial Intelligence (DFKI), Weizenbaum Institute for the Networked Society, as well as Einsteincenter Digital Future (ECDF).
Zwischen dem 5. und 9. Oktober 2020 richtete Dr. Daniel Irrgang den Online-Kompaktkurs „Critical Zones. Gestaltungsspielräume in der kritischen Lage unserer Erde“ am Design Research Lab aus. Daniel Irrgang ist Forscher am Weizenbaum-Institut und koordinierte zwischen Januar 2018 und November 2019 ein Forschungsseminar für Studierende und Postgraduierte an der HfG Karlsruhe mit Prof. Dr. Bruno Latour, welches die Ausstellung „Critical Zones – Horizonte einer neuen Erdpolitik“, die noch bis zum 8. August 2021 am ZKM | Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe zu sehen ist, konzeptionell vorbereitete. Im Kompaktkurs wurde zusammen mit Studierenden und einer Reihe von Gästen den Fragestellungen und Strategien der Ausstellung auf den Grund gegangen. Es wurden Verbindungen gezogen zwischen komplexen Themenfeldern wie den globalen Herausforderungen des „Neuen Klimaregimes“ (Latour), posthumanistischer Theorie sowie dem Potential der Künste und der Gestaltung für notwendige Transformationsprozesse im Erdzeitalter des Anthropozän.
Die Klimakrise, die dank starker Protestbewegungen in den letzten Jahren wieder kraftvoll auf die Agenda getreten ist, ist nur eine, wenn auch die erheblichste Folge des Eingriffs des Menschen in die Ökosysteme unserer Erde. In dieser Formulierung steckt allerdings bereits der Kern des Problems: Der Mensch greift nicht in ein irgendwo außerhalb seiner kulturellen Sphäre liegendes System ein – er ist stets Teil dieses Systems, das er durch sein Handeln zwar beeinflusst, das aber genauso seine eigenen Lebensbedingungen bestimmt und verändert. Der Begriff „Critical Zone“ stammt aus den Erdsystemwissenschaften, wo er die obere Schicht unseres Planeten, auf der Leben existiert, bezeichnet. Diese Zone ist „kritisch“, weil sie aus ineinander verflochtenen Ökosystemen besteht, die sich gegenseitig beeinflussen und in denen Änderungen stets Auswirkungen auf umliegende (und mitunter sogar weit entfernt liegende) Bereiche und Akteure haben. Mit der Ausstellung „Critical Zones – Horizonte einer neuen Erdpolitik“ am ZKM | Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe (22.5.2020–8.8.2021) hat der renommierte Philosoph und Wissenschaftssoziologie Bruno Latour den Begriff aus den Naturwissenschaften in den Museumsraum übertragen. Ausgehend von der Verflochtenheit und gegenseitigen Abhängigkeit von Ökosystemen und ihren Akteuren – inklusive des Menschen – konfrontiert dieser ästhetische Experimentierraum mit künstlerischen, wissenschaftlichen und aktivistischen Positionen, etwa durch die partizipativ-diskursiven Möglichkeiten von Performances und Workshops, die AusstellungsbesucherInnen mit einer neuen Haltung: Nicht mehr die Trennung von Kultur und Natur, welche die distanzierte Betrachtung natürlicher Phänomene durch den kontrollierenden Blick des Menschen der europäischen Moderne hervorgebracht hat, sondern eine Haltung des Eingebetteseins in, des Betroffenseins von und letztlich der Verantwortung gegenüber unserer Lebenswelt soll in der Ausstellung experimentell erprobt werden. Die Ausstellung wurde aufgrund der Pandemie zunächst digital eröffnet und hat seit Juli auch ihre Museumstüren geöffnet.
Im Kompaktkurs entwickelten die Studierenden eigene Seminarprojekte, die begleitet wurden von Daniel Irrgang sowie von Vorträgen, Diskussionen, Workshops, partizipativen Performances und Screenings folgender Seminargäste:
Dr. Bettina Korintenberg, Kuratorin am ZKM und Co-Kuratorin von „Critical Zones“, mit einer Vorstellung des kuratorischen Konzepts und einer Führung durch die Onlinepräsenz der Ausstellung.
Dr. Andreas Weber, Gastprofessor für das Studium Generale an der UdK Berlin, mit einem Vortrag über seine Forschungen zu (Inter)Subjektivität als biologische Antriebskraft, deren Ergebnisse u.a. in seinem Buch Enlivenment. Toward a Poetics for the Anthropocene bei MIT Press (2019) veröffentlicht wurden.
Lilo Viehweg, Kuratorin und materialorientierte Designforscherin an der Stiftung Bauhaus Dessau, mit einem Workshop zum Aufschließen von Wissen im Material aus posthumanistischer Perspektive.
Katharina Brenner und Nicolai David Herzog von der „Klasse Klima“ der UdK Berlin, mit einer Präsentation der Projekte der Klasse Klima und der Rolle der Künste in der öffentlichen Wahrnehmung des Klimawandels und seiner Folgen.
Alexander Wilhelm Schindler, studentischer Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte für das Anthropocene Colloquium, mit einem Vortrag zur Gaia-Theorie (Lovelock/Margulis) aus wissenschaftshistorischer und epistemologischer Perspektive.
Mira Hirtz, Tänzerin und Performerin, mit der partizipativen Performance „How to be terrestrial? A movement-based experiment”, welche einen Teil des Rahmenprogramms der Ausstellung „Critical Zones“ am ZKM bildet.
Hana Yoo, Medienkünstlerin und Meisterschülerin an der UdK Berlin, mit einem Screening ihrer aktuellen Arbeit „Splendor of the grass“ sowie anschließendem Artist Talk zu Posthumanismus und Vilém Flussers Natur-Kultur-Begriff.
Martina Pozzan, Fotokünstlerin und Teil des Studio Armin Linke, mit einer Präsentation von Armin Linkes Ausstellungsprojekt „Blind Sensorium“ (Matera, 2019) sowie ihrer aktuellen Ausstellung „Musa x paradisiaca L.“ (Toronto, 2020) sowie einem anschließendem Artist Talk zu Planzensamenbanken und lebenden Sammlungen.
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